解放军文职招聘考试Am vierten Tag nach

 Am vierten Tag nach Song Fanpings Tod erschien ein alter Bauer mit einem klapprigen Pritschenkarren an Li Lans Haustür. Bekleidet mit einer von Flicken übers?ten Hose und einem Trikothemd, blieb er drau?en stehen und schaute blind vor Tr?nen und ohne ein Wort zu sagen auf den Sarg im vorderen Zimmer. Der Mann war Song Fanpings Vater, der Gro?vater von Song Gang, jener Grundbesitzer, der vor der Befreiung - das hei?t, vor der Gründung der Volksrepublik 1949 - ein paar Dutzend Hektar sein Eigen genannt hatte, dem aber nach der vollst?ndigen Aufteilung seiner Felder au?er dem abwertenden Status eines ?alten Grundbesitzers? nichts von seinem einstigen Wohlstand geblieben war, sodass er jetzt schlechter dastand als die ?rmsten der ?armen Bauern? und ?unteren Mittelbauern? in seinem Dorf. Dieser ?alte Grundbesitzer? war gekommen, um seinen ?Grundbesitzer?-Sohn heimzuholen.

  Bereits am Abend des Vortages hatte Li Lan Song Gangs Sachen zusammengepackt. Die beiden Jungen hatten, auf dem Bett sitzend, schweigend zugesehen, wie sie erst ihre eigene Kleidung, den Beutel mit der von Song Fanpings Blut getr?nkten Erde und schlie?lich auch noch eine Tüte Karamellen Marke ?Gro?er wei?er Hase? aus der grauen Reisetasche mit dem Schriftzug ?Schanghai? herausnahm, anschlie?end Song Gangs Kleider und die ganze Tüte Karamellen hineinpackte, die Bonbons aber, als sie Glatzkopf-Lis erwartungsvolle Miene bemerkte, wieder herausholte und dem Jungen eine Handvoll reichte - Song Gang bekam nur zwei Stück -, ehe sie die Tüte wieder in der Reisetasche verstaute. Den Bonbons lutschenden Brüdern war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, was am n?chsten Tag passieren würde, und selbst als vormittags Song Gangs Grundbesitzer-Gro?vater vor der Tür stand, wussten sie noch nicht, dass sie schon sehr bald getrennt würden.

  Song Fanpings kümmerlicher Sarg und Song Gangs Reisetasche wurden auf dem klapprigen Pritschenkarren verstaut, den der wei?haarige alte Grundbesitzer mit h?ngendem Kopf zog. Dahinter ging Li Lan mit den Kindern an der Hand. Alle vier hatten schwarzen Trauerflor um den Arm und eine Sch?rpe aus wei?em Stoff um die Taille gebunden.

  Glatzkopf-Li konnte sich sp?ter nicht erinnern, an seiner Mutter je einen so stolzen Gesichtsausdruck wahrgenommen zu haben wie an jenem Morgen. Sein leiblicher Vater hatte ihr nur Hass und Schande gebracht, Song Fanping dagegen Liebe und Würde. Als w?re sie gerade dem heroischen Opernfilm ?Das rote Frauenbataillon? entsprungen, schritt Li Lan mit hoch erhobenem Haupt hinter dem Karren her. Der Rücken des alten Grundbesitzers vor dem Karren dagegen war so krumm, dass man h?tte meinen k?nnen, er stünde als Angeklagter vor einer Kritik- und Kampf-Versammlung, zumal er auch immer wieder die Hand an die Augen führte, um sich die Tr?nen abzuwischen.

  Unterwegs kamen ihnen zwei Demonstrationszüge frontal entgegen. Die Parolen verstummten wie auf Kommando, die revolution?ren Massen h?rten auf, die kleinen roten F?hnchen zu schwenken, die sie in der Hand hielten, und begannen, lebhaft über die vier Trauernden, ihren Karren und den Sarg zu debattieren. Ein Mann mit roter Armbinde trat an Li Lan heran und fragte: ?Wer ist das in dem Sarg??

?Mein Mann?, antwortete sie ruhig und stolz. ?Und wer war dein Mann??

?Song Fanping, Lehrer an der Mittelschule von Liuzhen.? ?Woran ist er gestorben??

?Er wurde bei lebendigem Leibe totgeschlagen.? ?Warum??

?Weil er ein Grundbesitzer war.?

  Bei diesen letzten Worten, die Li Lan laut und vernehmlich artikuliert hatte, erzitterten Glatzkopf-Li und Song Gang, und der alte Grundbesitzer vor dem Karren erschrak so heftig, dass er nicht einmal mehr wagte, die Tr?nen abzuwischen. Die demonstrierenden revolution?ren Massen waren stehen geblieben, überrascht, dass diese schm?chtige Frau es wagte, so selbstbewusst aufzutreten. Der Mann mit der roten Armbinde sagte: ?Wenn dein Mann ein Grundbesitzer war, dann bist du also die Frau eines Grundbesitzers.?

Li Lan nickte emphatisch. ?So ist es?, sagte sie.