解放军文职招聘考试Tengo betrachtete
Tengo betrachtete die am Fenster vorbeiflie?ende Szenerie und lauschte dem monotonen Rauschen, das von den Schienen zu ihm heraufstieg. Die Chuo-Linie verlief schnurgerade, wie mit dem Lineal gezogen. Nein, das wie war überflüssig, denn seinerzeit, als die Bahn gebaut wurde, hatte man genau das getan. In der Kanto-Ebene gab es keine nennenswerten topographischen Hindernisse, keine Biegungen, Erhebungen und Vertiefungen, und als die Schienen verlegt wurden, war man ohne Brücken oder Tunnel ausgekommen. Ein Lineal hatte ausgereicht. Die Bahn fuhr geradewegs auf ihr Ziel zu.
Tengo verspürte ein Schaukeln und erwachte. Er war w?hrend seiner überlegungen unversehens eingeschlafen.
Der Zug wurde langsamer, er fuhr in den Bahnhof Ogikubo ein und hielt. Ein kurzer Schlummer. Fukaeri blickte unver?ndert starr nach vorn. Was sie dort sah, wusste Tengo nicht. Doch da sie sich weiter auf dieses Etwas zu konzentrieren schien, hatte sie wohl noch nicht die Absicht, auszusteigen.
?Was liest du denn gern??, fragte Tengo, unf?hig, die Langeweile zu ertragen, als sie durch die Gegend von Mitaka fuhren. Diese Frage hatte er Fukaeri schon lange stellen wollen.
Fukaeri warf einen Blick auf ihn und schaute dann wieder geradeaus. ?Ich lese keine Bücher?, sagte sie einfach.
?überhaupt nie??
Sie schüttelte kurz den Kopf.
?Du hast kein Interesse am Lesen??, fragte Tengo.
?Es dauert bei mir sehr lange?, sagte Fukaeri.
?Du liest nicht, weil es zu lange dauert??, fragte Tengo verst?ndnislos.
Fukaeri hielt den Blick geradeaus gerichtet und gab keine Antwort. Es schien sich um eine Feststellung zu handeln, die keiner weiteren Ausführung bedurfte.
Objektiv gesehen dauerte es natürlich seine Zeit, ein Buch durchzulesen. Verglichen mit Fernsehen oder Mangas war die Lektüre eines Buches durchaus eine zeitaufwendige T?tigkeit. Doch Fukaeris ?u?erung, sie brauche sehr viel Zeit dazu, schien eine Nuance zu haben, die über diesen allgemeinen Sachverhalt hinausging.
?Willst du damit sagen, dass du sehr viel Zeit brauchst, um zu lesen??, fragte Tengo.
?Ja, sehr viel?, erwiderte Fukaeri.
?Mehr als andere Leute?? Fukaeri nickte.
?Bereitet dir das in der Schule keine Probleme? Im Unterricht muss man ja eine ganze Menge lesen. Und wenn man so lange braucht …?
?Ich tue so, als würde ich lesen?, sagte sie unbekümmert.
Tengo vernahm irgendwo in seinem Kopf ein unheilvolles Klopfen. Er beschloss, das Ger?usch so gut es ging zu überh?ren, er wollte darüber hinweggehen. Das konnte doch nicht sein. Aber er musste es wissen. ?Hei?t das, dass du an Legasthenie leidest?? ?Legasthenie?, wiederholte Fukaeri.
?Leseschw?che.?
?Ja, das haben sie gesagt. Lega…?
?Wer hat das gesagt??
Das M?dchen zuckte mit den Schultern.
?Also …? Tengo suchte nahezu h?nderingend nach Worten. ?Hast du das schon seit deiner Kindheit?? Fukaeri nickte.
?Du hast also noch nie einen Roman gelesen.? ?Nicht selbst?, sagte Fukaeri.
Das erkl?rte natürlich den fehlenden Einfluss anderer Schriftsteller auf ihren Text. Eine einleuchtende und unanfechtbare Erkl?rung.
?Du hast nie selbst gelesen?, stellte Tengo fest.
?Jemand hat mir vorgelesen?, sagte Fukaeri.
?Dein Vater oder deine Mutter??
Darauf gab Fukaeri keine Antwort.
?Aber Probleme mit dem Schreiben hast du nicht, oder??, fragte Tengo furchtsam.
Fukaeri nickte. ?Doch, Schreiben dauert bei mir auch lange.?
?Sehr lange??
Wieder zuckte Fukaeri leicht mit den Schultern. Das konnte nichts anderes hei?en als Ja.
Tengo rutschte auf seinem Sitz herum und ?nderte seine Haltung. ?Du hast also ?Die Puppe aus Luft? wom?glich gar nicht selbst zu Papier gebracht??
?Nein, habe ich nicht.?
Tengo lie? einige Sekunden vergehen. Beklemmende Sekunden. ?Und wer war es dann?? ?Azami?, sagte Fukaeri.
?Wer ist Azami??
?Wir beide zusammen.?
Wieder herrschte eine kurze Stille. ?Dieses M?dchen hat ?Die Puppe aus Luft? für dich aufgeschrieben??
Wieder nickte Fukaeri, als sei das die selbstverst?ndlichste Sache der Welt.
Tengos Verstand arbeitete auf Hochtouren. ?Du hast die
Geschichte erz?hlt, und Azami hat einen
zusammenh?ngenden Text daraus gemacht. War es so?? ?Getippt und ausgedruckt?, sagte Fukaeri.
Tengo kaute auf seinen Lippen. Er sichtete die Fakten, die ihm gerade pr?sentiert worden waren, und versuchte sie so zusammenzufügen, dass sie Sinn ergaben. ?Und anschlie?end hat Azami das ausgedruckte Manuskript für den Preis eingereicht. Wahrscheinlich hat sie in Wirklichkeit sogar den Titel ?Die Puppe aus Luft? für dich erfunden.?
Fukaeri machte eine Kopfbewegung, die sowohl Ja als auch Nein bedeuten konnte. Aber sie widersprach nicht. Vermutlich hatte sich alles ungef?hr so abgespielt.
?Ist Azami deine Freundin??
?Wir wohnen zusammen.?
?Deine Schwester??
Fukaeri schüttelte den Kopf. ?Sie ist die Tochter vom Sensei.?
?Vom Sensei also?, sagte Tengo. ?Und dieser Sensei lebt auch mit euch zusammen??
Fukaeri nickte, als wollte sie sagen: Warum fragen Sie das jetzt alles?
?Wahrscheinlich ist es auch der Sensei, mit dem ich mich jetzt treffen soll, oder??
Fukaeri sah Tengo an, als würde sie das Ziehen ferner Wolken beobachten. Oder als würde sie darüber nachdenken, was man mit einem begriffsstutzigen Hund anfangen solle. Dann nickte sie.
?Wir fahren jetzt zum Sensei?, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
Damit war die Unterhaltung vorl?ufig beendet. Tengo und Fukaeri verfielen wieder in Schweigen und schauten aus dem Fenster. Auf der nichtssagenden flachen Ebene erstreckte sich ein unendliches Meer von merkmalslosen H?usern. Zahllose Fernsehantennen reckten sich wie Insektenfühler gen Himmel. Ob die Menschen, die dort lebten, alle ihre Rundfunkgebühren entrichteten? An Sonntagen musste Tengo immer unwillkürlich an die Gebühren denken. Er konnte nicht anders.
Heute, an diesem sch?nen Sonntagmorgen Mitte April, hatte er einige ziemlich unangenehme Fakten erfahren. Erstens hatte Fukaeri ?Die Puppe aus Luft? gar nicht selbst geschrieben. Wenn er ihren Worten Glauben schenkte (und im Augenblick gab es für ihn keinen Grund, dies nicht zu tun), hatte sie die Geschichte blo? erz?hlt, und ein anderes M?dchen hatte den Text produziert. Dieser Prozess hatte etwas von mündlicher überlieferung. So waren auch das berühmte Kriegerepos Die Geschichte von den Heike und das Kojiki, die frühsten Aufzeichnungen über die Geburt Japans, entstanden. Dieser Umstand milderte zwar die Schuldgefühle, die Tengo wegen seiner eigenen Bastelei an ?Die Puppe aus Luft? hatte, verkomplizierte jedoch die Sachlage insgesamt betrachtet noch mehr – so sehr, dass er, um es deutlich auszudrücken, in der Klemme sa?.
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