解放军文职招聘考试Hinzu kam Fukaeris
Hinzu kam Fukaeris Leseschw?che. Sie konnte ja kaum ein Buch lesen. Tengo überlegte. Was wusste er über Legasthenie? W?hrend seines P?dagogikstudiums hatte er an einer Vorlesung über diese Behinderung teilgenommen. Im Prinzip konnten Legastheniker lesen und schreiben. Diese Schw?che hatte nichts mit ihrer Intelligenz zu tun. Dennoch brauchten sie unglaublich viel Zeit, um etwas zu lesen. Kurze S?tze stellten eine geringere Schwierigkeit dar, aber bei l?ngeren und inhaltlich komplexeren Texten vermochten sie dem Informationsfluss nicht zu folgen. Sie besa?en nicht die F?higkeit, Zeichen und Inhalte miteinander zu verknüpfen. So die allgemeinen Symptome der Legasthenie. Ihre Ursachen waren noch nicht vollst?ndig gekl?rt. Es war keineswegs ungew?hnlich, dass in einer Klasse ein oder zwei Kinder an Legasthenie litten. Einstein war davon betroffen gewesen, Edison ebenso und auch Charlie Mingus. Tengo wusste nicht, ob Menschen mit einer Leseschw?che zwar schreiben konnten, dabei jedoch die gleichen Schwierigkeiten hatten wie beim Lesen. Bei Fukaeri schien dies der Fall zu sein.
Was Komatsu wohl sagen würde, wenn er davon erfuhr? Unwillkürlich stie? Tengo einen Seufzer aus. Diese siebzehnj?hrige junge Frau litt unter angeborener Legasthenie, beherrschte es also nur ungenügend, l?ngere S?tze zu lesen oder zu schreiben. Auch im Gespr?ch brachte sie kaum mehrere S?tze hintereinander zustande, und selbst wenn es sich dabei um eine Attitüde handeln sollte, w?re sie für die Karriere einer Berufsschriftstellerin im Grunde ungeeignet. Selbst wenn Tengo ?Die Puppe aus Luft? so geschickt überarbeitete, dass das Manuskript den Debütpreis erhalten, als Buch ver?ffentlicht werden und es zu einer gewissen Bekanntheit bringen würde, w?ren sie nicht in der Lage, die ?ffentlichkeit auf Dauer zu t?uschen. Vielleicht gelang ihnen das am Anfang, aber irgendwann würde sicher jemand Verdacht sch?pfen. Und wenn die Wahrheit ans Licht k?me, w?ren alle Beteiligten erledigt. Tengos Schriftstellerkarriere würde ein abruptes Ende finden – noch ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte.
Komatsus hanebüchener Plan war nicht haltbar. Tengo hatte von Anfang an gespürt, dass sie sich auf dünnes Eis begaben, aber das war gar kein Ausdruck für das, was sie jetzt vor sich hatten. Das Eis krachte schon, ehe sie überhaupt einen Fu? darauf gesetzt hatten. Sobald er wieder zu Hause war, würde er Komatsu anrufen. ?Tut mir leid, Herr Komatsu?, würde er sagen, ?aber ich ziehe mich aus der Sache zurück. Sie ist mir einfach zu gef?hrlich.? So handelte ein Mensch, der seine fünf Sinne beisammen hatte.
Doch kaum dachte er an ?Die Puppe aus Luft?, geriet Tengos Entschlusskraft heftig ins Wanken. Er war gespalten. So riskant ihm der von Komatsu geplante Coup auch schien, es war Tengo unm?glich, seine Arbeit an ?Die Puppe aus Luft? jetzt noch abzubrechen. Vielleicht w?re er, bevor er mit dem Umschreiben begonnen hatte, noch dazu imstande gewesen. Oder wenn er die Arbeit schon abgeschlossen h?tte. Aber jetzt konnte er es nicht mehr. Er steckte bis zum Hals in diesem Werk, war v?llig darin eingetaucht. Er hatte die Luft der Welt darin geatmet und sich an deren Schwerkraft angepasst. Die Substanz der Geschichte war durch die Membranen seiner Organe bis in sein Innerstes gesickert. Diese Geschichte wollte ernsthaft von Tengo umgestaltet werden, und er konnte ihr Verlangen bis unter die Haut spüren. Es blieb ihm nichts anderes übrig. Dies war etwas, das sich um seiner selbst willen zu tun lohnte, etwas, das er tun musste.
Tengo schloss die Augen und versuchte zu einem vorl?ufigen Entschluss zu kommen. Wie sollte er mit dieser Situation umgehen? Aber es gelang ihm nicht. Ein Mensch, der verwirrt und gespalten ist, kann keine klare Entscheidung treffen.
?Azami hat also das, was du gesagt hast, aufgeschrieben, ja??, fragte Tengo.
?W?hrend ich geredet habe?, antwortete Fukaeri.
?Du hast gesprochen, und sie hat es aufgeschrieben??, fragte Tengo.
?Aber ich musste leise sprechen.?
?Warum musstest du leise sprechen??
Fukaeri sah sich im Waggon um. Es gab kaum Fahrg?ste.
Nur eine Mutter mit zwei kleinen Kindern sa? ein paar
Pl?tze entfernt auf der anderen Seite. Die drei schienen zu irgendeinem erfreulichen Ort unterwegs zu sein. Es gab auch glückliche Menschen auf der Welt.
?Damit sie uns nicht h?ren konnten?, flüsterte Fukaeri.
?Sie??, fragte Tengo. Als er ihrem unsteten Blick folgte, war ihm klar, dass sie nicht die Mutter mit den Kindern meinte. Fukaeri sprach von konkreten Personen, die sie kannte – im Gegensatz zu Tengo – und die nicht hier waren.
?Wer sind denn sie??, fragte Tengo, ebenfalls mit ged?mpfter Stimme.
Fukaeri sagte nichts. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte. Sie presste die Lippen fest aufeinander.
?Sind es die Little People??, fragte Tengo.
Natürlich keine Antwort.
?W?ren diese sie, von denen du sprichst, b?se, wenn deine Geschichte gedruckt, ver?ffentlicht und bekannt würde??
Fukaeri beantwortete auch diese Frage nicht. Ihre Augen schienen nirgends einen Halt zu finden. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, um sicherzugehen, dass keine Antwort mehr kommen würde, stellte Tengo eine andere Frage.
?Willst du mir nichts über den Sensei erz?hlen, den du erw?hnt hast? Was ist er für ein Mensch??
Fukaeri schaute Tengo verwundert an. Wovon redet der eigentlich?, schien sie sich zu fragen. ?Sie lernen ihn ja gleich kennen?, sagte sie schlie?lich.
?Stimmt auch wieder?, erwiderte Tengo. ?Natürlich. Dann kann ich mich selbst überzeugen.?
Am Bahnhof Kokubunji stieg eine Gruppe ?lterer Leute in Wanderkleidung ein. Es waren etwa zehn Personen, die H?lfte davon M?nner, die andere H?lfte Frauen, alle ungef?hr zwischen Mitte sechzig und Anfang siebzig. Sie trugen Rucks?cke und Mützen. Ihre Wasserflaschen hatten sie entweder um die Hüften geschlungen oder in eine Seitentasche des Rucksacks gepackt. Sie waren in fr?hlicher, ausgelassener Stimmung, wie Erstkl?ssler auf einem Schulausflug. Tengo fragte sich, ob er in dem Alter auch noch so gut gelaunt sein würde. Er schüttelte leicht den Kopf. Nein. Wahrscheinlich nicht. Er stellte sich vor, wie die alten Leutchen voller Stolz auf irgendeinem Berggipfel ihre Wasserflaschen ansetzten und tranken.
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