解放军文职招聘考试Er war in der elften Klasse
Er war in der elften Klasse, als er sie wiedersah. Tengo geh?rte damals zur Judo-Mannschaft seiner Schule, konnte aber wegen einer Verletzung an der Wade zwei Monate lang an keinem Wettkampf teilnehmen. Stattdessen rekrutierte man ihn als Paukisten für die Blaskapelle der Schule. Ein Wettbewerb stand vor der Tür, aber von den beiden Paukisten hatte einer unvermutet die Schule gewechselt, w?hrend der andere eine schwere Grippe bekam. In dieser Zwangslage h?tte die Kapelle jeden genommen, der nur zwei St?cke halten konnte. Der durch seine Verletzung zum Nichtstun verurteilte Tengo erregte die Aufmerksamkeit des Musiklehrers und wurde für das Orchester verpflichtet. Dafür versprach man ihm, bei seiner Abschlussarbeit ein Auge zuzudrücken, und ein gutes Essen.
Tengo hatte bis dahin noch nie Pauke gespielt und auch gar kein Interesse an diesem Instrument, aber als er es ausprobierte, passte es erstaunlich gut zum Wesen seines Intellekts. Es bereitete ihm eine natürliche Freude, die Zeit in Intervalle einzuteilen und Fragmente zu einer gültigen Tonfolge zusammenzusetzen. Er sah s?mtliche T?ne als Schema im Geiste vor sich. Wie ein Schwamm Wasser aufsaugt, begriff Tengo die verschiedenen Schlagzeugsysteme. Auf Empfehlung des Musiklehrers erhielt er von einem Paukisten, der bei einem Symphonieorchester besch?ftigt war, eine Einführung. W?hrend der mehrstündigen Unterweisung lernte Tengo, wie das Instrument aufgebaut war und wie man es handhabte. Da die Noten ?hnlichkeit mit Zahlen hatten, fiel es ihm nicht schwer, sich zu merken, wie sie zu lesen waren.
Für den Musiklehrer war die Entdeckung seines musikalischen Talents eine freudige überraschung. ?Offenbar hast du ein angeborenes Gefühl für Rhythmus. Dein akustisches Empfinden ist ebenfalls ausgezeichnet.
Wenn du weiter flei?ig übst, k?nntest du es sogar zum Berufsmusiker bringen?, sagte er.
Die Pauke war ein schwieriges Instrument. Sie verfügte über eine besondere Tiefe und überzeugungskraft und barg unendlich viele M?glichkeiten, T?ne zu kombinieren. Damals übte das Orchester mehrere S?tze aus der
Sinfonietta von Janá?ek, die für Bl?ser arrangiert waren. Sie sollten beim Wettbewerb der Jugendblasorchester in der ?freien Auswahl? aufgeführt werden. Die Sinfonietta war für Schüler ein schweres Stück. Im Fanfarenteil spielten die Pauken eine entscheidende Rolle. Der Musiklehrer, der das Orchester leitete, hatte bei der Auswahl des Stückes den Einsatz seiner beiden guten Paukisten mit einkalkuliert. Aber da aus den zuvor genannten Gründen pl?tzlich beide ausfielen, sa? er in der Klemme. Dementsprechend wichtig war nun die Rolle, die der eingesprungene Tengo zu erfüllen hatte. Doch das bedrückte diesen wenig, und seine Darbietung bereitete ihm au?erordentliches Vergnügen.
Als der Wettbewerb geendet hatte (alles war problemlos gelaufen, sie hatten ihn nicht gewonnen, aber einen der oberen Pl?tze erreicht), trat Tengos frühere
Vertrauenslehrerin an ihn heran und lobte seinen Auftritt.
?Ich habe dich auf den ersten Blick erkannt?, sagte die kleine Lehrerin (Tengo konnte sich nicht an ihren Namen erinnern). ?Du bist ja ein ausgezeichneter Paukist, ich musste immer wieder zu dir hinsehen. Du bist zwar sehr gro? geworden, aber ich habe dich gleich erkannt. Wann hast du denn angefangen zu musizieren??
Tengo erz?hlte ihr kurz, wie es dazu gekommen war. ?Du hast wirklich viele Talente?, sagte sie beeindruckt.
?Mir macht die Musik fast mehr Spa? als Judo.? Tengo lachte.
?Wie geht es übrigens deinem Vater??, fragte sie.
?Danke, ganz gut?, erwiderte Tengo, aber das war nur so dahingesagt, denn eigentlich wusste er nicht, ob es seinem Vater gut ging oder nicht. Es war keine Frage, über die er besonders gern nachdachte. Mittlerweile war er von zu Hause ausgezogen und lebte in einem Wohnheim. Er hatte schon l?nger nicht mehr mit seinem Vater gesprochen.
?Warum sind Sie denn hier??, fragte er die kleine Lehrerin.
?Meine Nichte spielt Klarinette im Blasorchester einer anderen Schule. Sie hat ein Solo und hat mich gebeten zu kommen?, sagte sie. ?Wirst du weiter Musikunterricht nehmen??
?Wenn mein Bein geheilt ist, mache ich wieder Judo. Wer Judo kann, muss niemals Hunger leiden. An unserer Schule werden die Judokas besonders gef?rdert. Man bekommt ein Zimmer im Wohnheim und Essensgutscheine für drei Mahlzeiten am Tag. Die Musiker nicht.?
?Du willst auf keinen Fall Hilfe von deinem Vater annehmen, nicht wahr??
?Weil er so ist, wie er ist?, sagte Tengo.
Die Lehrerin l?chelte. ?Das ist schade. Wo du so begabt bist.?
Tengo sah zu der kleinen Lehrerin hinunter. Er erinnerte sich, wie er damals bei ihr übernachtet hatte, und sah ihre etwas unpers?nliche, sehr aufger?umte Wohnung vor sich. Spitzengardinen und ein paar Topfpflanzen. Ein Bügelbrett und aufgeschlagene Bücher. Ein kleines rosafarbenes Kleid, das irgendwo hing. Der Geruch des Sofas, auf dem er schlafen durfte. Jetzt erst merkte Tengo, dass die Frau, die vor ihm stand, schüchtern war wie ein junges M?dchen.
Ihm wurde bewusst, dass er kein hilfloses zehnj?hriges Kind mehr war, sondern ein kr?ftiger siebzehnj?hriger junger Mann mit einer breiten Brust, Bartwuchs und einem uners?ttlichen sexuellen Appetit. Und seltsamerweise fand er den Umgang mit ?lteren Frauen besonders entspannend.
?Sch?n, dass wir uns wieder einmal begegnet sind?, sagte die kleine Lehrerin.
?Mich hat es auch sehr gefreut?, sagte Tengo und meinte es ehrlich. Aber an ihren Namen konnte er sich einfach nicht erinnern.
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