解放军文职招聘考试Nach einem leichten
Nach einem leichten Mimosa – Champagner mit
Orangensaft – an der Bar wurden die beiden an ihren Tisch geführt. Es war keineswegs ein schlechter Tisch. Der Küchenchef kam in den Gastraum, um Aomame zu begrü?en. Der Wein gehe aufs Haus, sagte er.
?Sie müssen entschuldigen, aber wir haben ihn schon entkorkt und probiert. Wir hatten gestern eine Reklamation wegen seines Geschmacks und haben dem Gast daraufhin einen anderen Wein serviert. An diesem gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Aber der betreffende Gast ist ein bekannter Politiker und gilt in seinen Kreisen – nicht ganz verdient – als gro?er Weinkenner. Beschwert hat er sich wohl vor allem, um sich vor seinen Begleitern ein bisschen wichtig zu machen. Ob dieser Burgunder nicht etwas zu viel S?ure habe? Da der Mann ist, wer er ist, haben wir entsprechend reagiert: ?Ja, der Herr hat v?llig recht, der Wein hat vielleicht ein wenig zu viel S?ure. M?glicherweise hat man im Lager des Importeurs nicht aufgepasst. Wir bringen Ihnen sofort eine andere Flasche. Da erkennt man doch gleich den
Connaisseur …? Auf diese Weise gibt es keinen ?rger. Und – ich darf es eigentlich nicht laut sagen – man kann die Rechnung ja entsprechend erh?hen. Das geht sowieso auf Spesen. Aber ein Restaurant wie das unsere reagiert selbstverst?ndlich auf jede Beschwerde.?
?Aber uns macht so was ja nichts aus.?
Der Küchenchef zwinkerte ihr zu. ?Bestimmt nicht, oder??
?Natürlich nicht.?
?überhaupt nichts.?
?Ist diese hübsche junge Dame Ihre Schwester??, erkundigte der Chef sich bei Aomame.
?Sehen wir denn aus wie Schwestern??, fragte Aomame.
?Nicht direkt, aber Sie haben eine ?hnliche
Ausstrahlung?, sagte der Küchenchef.
?Wir sind befreundet?, erkl?rte Aomame. ?Sie ist
Polizistin.?
?Wirklich?? Der Küchenchef musterte Ayumi noch einmal mit ungl?ubiger Miene. ?Sie haben eine Pistole und gehen auf Streife??
?Aber ich habe noch nie auf jemanden geschossen?, sagte Ayumi.
?Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt.?
Ayumi schüttelte den Kopf. ?Aber nein, gar nicht.?
Der Chef faltete l?chelnd die H?nde vor der Brust. ?Jedenfalls ist das hier ein Burgunder, den ich Ihnen mit bestem Gewissen empfehlen kann. Er stammt von einem alten, angesehenen Weingut, ist ein guter Jahrgang und kostet, wenn man ihn regul?r bestellt, mehrere zehntausend Yen.?
Ein Kellner erschien und schenkte den beiden ein. Aomame und Ayumi stie?en mit dem kostbaren Wein an. Es klang wie fernes Himmelsgel?ut, als ihre Gl?ser sanft aufeinandertrafen.
?Ah, einen so k?stlichen Wein trinke ich zum ersten Mal in meinem Leben?, sagte Ayumi mit halb geschlossenen Augen, nachdem sie einen Schluck genommen hatte. ?Wer in aller Welt würde sich über diesen Wein beschweren??
?Es gibt Leute, die sich über alles beschweren?, sagte Aomame.
Ausführlich studierten die beiden die Speisekarte. Ayumi las sie gewissenhaft zweimal von vorn bis hinten durch, wie ein tüchtiger Rechtsanwalt einen wichtigen Vertrag studiert. Hatte sie auch nichts Wichtiges übersehen? Oder verbarg sich doch irgendwo ein raffiniertes Schlupfloch? Sie lie? sich die verschiedenen Bedingungen und Klauseln angestrengt durch den Kopf gehen und überdachte das sich daraus ergebende Resultat. Sie wog Vor- und Nachteile genau ab. Aomame beobachtete sie interessiert von ihrem Platz gegenüber.
?Hast du dich entschieden??, fragte sie.
?Einigerma?en?, sagte Ayumi.
?Und was nimmst du??
?Die Miesmuschelsuppe, den Salat aus drei Zwiebelsorten und dann das in Bordeaux gesimmerte Hirn vom IwateKalb. Und du??
?Linsensuppe, die Platte aus gemischten
Frühlingsgemüsen, dann in Folie gebackenen Seeteufel mit Polenta. Rotwein passt nicht so gut dazu, aber ich will nicht meckern, er geht ja aufs Haus.?
?K?nnen wir voneinander probieren??
?Natürlich?, sagte Aomame. ?Und wenn es dir recht ist, teilen wir uns als Vorspeise eine Portion frittierte junge Garnelen.?
?Wunderbar?, sagte Ayumi.
?Wir klappen besser die Speisekarten zu?, erkl?rte Aomame. ?Sonst kommt der Kellner nie.?
?Gewiss.? Ayumi schloss bedauernd die Karte und legte sie auf den Tisch zurück. Sofort erschien der Kellner, um ihre Bestellung aufzunehmen.
?Kaum habe ich bestellt, habe ich das Gefühl, das Falsche bestellt zu haben?, sagte Ayumi, als der Kellner gegangen war. ?Geht dir das auch so??
?Und wenn schon, es ist doch nur Essen. Besser als im richtigen Leben einen Fehler zu machen. Dagegen ist das doch eine Lappalie.?
?Wenn man es so sieht, natürlich?, sagte Ayumi. ?Aber für mich ist es wichtig. Schon als Kind war das bei mir so. St?ndig habe ich meine Entscheidung bereut: ?Ach, h?tte ich doch lieber statt dem Hamburger eine Shrimp-Krokette genommen.? Warst du schon immer so gelassen??
?In der Familie, in der ich aufgewachsen bin, war es aus bestimmten Gründen nicht üblich, essen zu gehen. Das gab es nicht. Nie. Soweit ich zurückdenken kann, waren wir nicht ein einziges Mal in einem Restaurant. Eine Speisekarte gelesen, mir etwas ausgesucht und bestellt, was ich gern essen m?chte, habe ich zum ersten Mal, als ich schon erwachsen war. Bis dahin habe ich tagein, tagaus gegessen, was auf den Tisch kam. Auch wenn es mir nicht schmeckte oder zu wenig war, es wurde sich nicht beschwert. Aber um die Wahrheit zu sagen, diese Dinge bedeuten mir auch heute nicht viel.?
?Ach so? Das wirkt aber überhaupt nicht so. Ich dachte eher, du w?rst von Kindheit an feine Restaurants gew?hnt.?
Tamaki Otsuka hatte Aomame in all diese Dinge eingeführt. Wie man sich in eleganten Restaurants benahm, ohne sich zu blamieren, wenn man ein Gericht ausw?hlte, wie man Wein oder ein Dessert bestellte, wie man sich Kellnern gegenüber verhielt, wie man Besteck korrekt benutzte, all das hatte Tamaki gewusst und Aomame beigebracht. Auch sich zurechtzumachen – Kleidung, Schmuck und Accessoires auszuw?hlen und sich zu schminken – hatte Aomame von Tamaki gelernt. All das war für Aomame v?lliges Neuland gewesen. Tamaki hingegen war in einem wohlhabenden Haus in der Oberstadt aufgewachsen, und ihre Mutter, eine Dame der Gesellschaft, hatte stets überm??ig auf die Manieren und die Garderobe ihrer Tochter geachtet. Deshalb verfügte Tamaki schon als Oberschülerin über gro?e Weltl?ufigkeit. Auch an Orten, an denen für gew?hnlich nur Erwachsene verkehrten, bewegte sie sich v?llig souver?n. Aomame hatte diese Kenntnisse gierig aufgesogen. H?tte sie nicht zuf?llig in Tamaki eine so gute Lehrerin gefunden, wahrscheinlich w?re ein ganz anderer Mensch aus ihr geworden. Manchmal hatte Aomame sogar insgeheim das Gefühl, dass Tamaki in ihr weiterlebte.
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