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解放军文职招聘考试Die armen Giljaken

来源: 2017-10-04 20:35

 Tengo

Die armen Giljaken 

Tengo konnte nicht einschlafen. Fukaeri lag in seinem Pyjama im Bett und schlief fest. Er hatte sich auf der Couch ein einfaches Lager zurechtgemacht (sie war nicht unbequem, er hielt dort auch h?ufig ein

Mittagsschl?fchen), aber alles Liegen half nicht, er fühlte sich einfach nicht müde. Also setzte er sich an den Küchentisch und schrieb weiter an seinem Roman. Das Textverarbeitungsger?t stand im Schlafzimmer, daher schrieb er mit Kugelschreiber auf Aufsatzpapier. Er empfand das nicht als besonders umst?ndlich. Wegen der gr??eren Geschwindigkeit und seiner Speicherkapazit?t war das Textverarbeitungsger?t natürlich praktisch, aber Tengo genoss es, die Zeichen auf diese altmodische Weise mit der Hand zu Papier zu bringen.

Jedenfalls kam es ?u?erst selten vor, dass Tengo mitten in der Nacht schrieb. Am liebsten arbeitete er, wenn es drau?en hell war und die Menschen ihrem Tagewerk nachgingen. Schrieb er jedoch, wenn alles um ihn im Dunkeln lag und tiefe Stille herrschte, fielen seine Texte mitunter zu dicht und zu schwer aus. Teile, die er nachts verfasst hatte, musste er stets am Tag noch einmal umschreiben. So arbeitete er besser gleich bei Tageslicht.

Doch jetzt, als er seit l?ngerer Zeit wieder einmal nachts mit seinem Kugelschreiber hantierte, arbeitete sein Verstand mühelos. Er sprühte vor Ideen, und seine Geschichte floss frei dahin. Ein Gedanke verband sich auf ganz natürliche Weise mit dem n?chsten. Kaum einmal geriet der Fluss ins Stocken, und unabl?ssig glitt die Spitze des Kugelschreibers mit einem leichten Schaben über das wei?e Papier. Irgendwann ermüdete Tengos rechte Hand, und er bewegte die Finger in der Luft wie ein Pianist, der imagin?re Tonleitern übt. Es ging auf halb eins zu. Drau?en herrschte eine fast unheimliche Stille. Die Wolken, die den Himmel über der Stadt wie eine dicke Schicht aus Watte bedeckten, schienen jedes überflüssige Ger?usch zu ersticken.

Wieder ergriff er den Stift und reihte die W?rter auf dem Papier aneinander. Pl?tzlich fiel ihm etwas ein. Morgen war der Tag, an dem für gew?hnlich seine Freundin kam. Wie immer freitags gegen elf Uhr vormittags. Davor musste er Fukaeri noch irgendwie loswerden. Glücklicherweise benutzte sie kein Parfum, denn seine Freundin h?tte den Geruch einer anderen Person in seinem Bett sofort bemerkt. Sie war von Natur aus sehr argw?hnisch und eifersüchtig. Dass sie selbst hin und wieder mit ihrem Mann schlief, spielte für sie keine Rolle. Doch Tengo brauchte nur mit einer anderen Frau auszugehen, und sie wurde ernsthaft b?se.

?Dass ich mit meinem Mann schlafe, ist etwas v?llig anderes?, hatte sie ihm erkl?rt. ?Das geht auf separate Rechnungen.?

?Separat??

?Das sind zwei ganz verschiedene Posten.?

?Du meinst in deinem Gefühlshaushalt??

?Genau. Die verwendeten K?rperteile sind zwar dieselben, aber es kommen unterschiedliche Gefühle zum Einsatz. Als erwachsene Frau besitze ich die F?higkeit zu trennen. Aber dass du mit einer anderen Frau schl?fst, kann ich nicht erlauben.?

?Das mache ich doch gar nicht?, sagte er.

?Auch wenn du mit keiner anderen Sex hast?, sagte seine Freundin, ?beleidigt es mich, wenn du allein die

M?glichkeit in Betracht ziehst.?

?Allein die M?glichkeit??, fragte Tengo erstaunt.

?Du scheinst weibliche Gefühle nicht zu verstehen. Und das, obwohl du Romane schreibst.?

?Das kommt mir aber ziemlich unfair vor.?

?Kann sein. Ich werde es wiedergutmachen?, sagte sie. Und das war nicht gelogen.

Tengo war nicht unglücklich in der Beziehung zu seiner ?lteren Freundin. Sie war keine Sch?nheit im landl?ufigen Sinne, aber ihr Gesicht hatte etwas entschieden Einmaliges. Es gab vielleicht sogar Menschen, die es h?sslich fanden. Aber Tengo hatte es von Anfang an gefallen. Au?erdem gab es im Bett nicht das Geringste an ihr auszusetzen. Ihrerseits stellte sie keine gro?en Anforderungen an Tengo. Nur, dass sie einmal pro Woche drei oder vier Stunden zusammen verbrachten und miteinander schliefen. Wenn m?glich zweimal. Und dass er sich keiner anderen Frau n?herte. Im Grunde war das alles, was sie von ihm verlangte. Sie hing sehr an ihrer Familie und hatte nicht die Absicht, sie für Tengo aufzugeben. Es war nur so, dass die sexuelle Beziehung zu ihrem Mann sie nicht ausreichend befriedigte. Für beide – sie und Tengo – hielten sich die Vor- und Nachteile einigerma?en die Waage.

Tengo verspürte kein besonderes Verlangen nach anderen Frauen. Was er vor allem brauchte, war, ungest?rt Zeit für sich verbringen zu k?nnen. Regelm??iger

Geschlechtsverkehr war garantiert, also gab es für ihn keine Veranlassung, nach anderen Frauen Ausschau zu halten. Er hatte ohnehin kein Interesse, gleichaltrige Frauen kennenzulernen. Sich zu verlieben, eine feste Beziehung einzugehen und die Verantwortung anzunehmen, die dies unweigerlich mit sich brachte, schien ihm nicht erstrebenswert. Die Entwicklungsphasen einer Beziehung, die Andeutungen hinsichtlich ihrer M?glichkeiten, die Erwartungshaltung, die kaum zu vermeidenden Konflikte –  mit all diesen komplizierten Dingen wollte er sich m?glichst nicht belasten.

Schon die Vorstellung von Verpflichtungen machte Tengo Angst und lie? ihn zurückschrecken. So hatte er in seinem bisherigen Leben stets alle verpflichtenden Bindungen geschickt vermieden. Er lebte allein, frei und ruhig, indem er sich nicht in komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen verwickeln lie?, Einschr?nkungen durch die Regeln anderer so gut wie m?glich vermied und weder gab noch nahm. Er war konsequent und bereit, auch damit verbundene Nachteile in Kauf zu nehmen.

So hatte es Tengo schon früh im Leben zu einer Methode gemacht, sich unauff?llig zu verhalten. Er bemühte sich stets, seine F?higkeiten herunterzuspielen, seine pers?nliche Meinung für sich zu behalten, sich nicht hervorzutun und sich überhaupt m?glichst im Hintergrund zu halten. Tengo war von Kindheit an immer auf sich gestellt gewesen. Aber ein Kind ist nie wirklich unabh?ngig. Wenn sich ein starker Wind erhob, musste er sich eine Zuflucht suchen und sich an etwas festklammern, um nicht davongeweht zu werden. Nie durfte er die Gefahr aus den Augen verlieren. Wie die Waisenkinder in den Romanen von Dickens.

Bisher war Tengos Leben einigerma?en günstig verlaufen. Es war ihm gr??tenteils gelungen, Verpflichtungen aus dem Weg zu gehen. Ohne an der Universit?t zu bleiben, eine feste Stelle anzunehmen oder zu heiraten, hatte er einen Beruf gefunden, der ihm vergleichsweise viel Freiheit lie?; er hatte eine Sexualpartnerin, die ihn befriedigte (und kaum Ansprüche stellte), und konnte seine reichlich vorhandene Zeit auf das Schreiben verwenden. Zu guter Letzt war er noch zuf?llig seinem literarischen Mentor 

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