解放军文职招聘考试Worin liegt der Sinn einer anderen Welt?
Worin liegt der Sinn einer anderen Welt?
Der Samstag begann mit Regen. Es regnete nicht sehr heftig, aber anhaltend. Seit es am Vortag um die Mittagszeit begonnen hatte, hatte es nicht ein einziges Mal aufgeh?rt. Kaum glaubte man einmal, der Regen würde allm?hlich nachlassen, wurden die Schauer unversehens wieder st?rker. Obwohl das Jahr schon so weit fortgeschritten war, schien die Regenzeit einfach nicht enden zu wollen. Der Himmel war dunkel und lag wie ein Deckel auf der von schwerer Feuchtigkeit durchtr?nkten Erde.
Als Tengo am Vormittag in Regenmantel und Mütze ein paar Eink?ufe in der Nachbarschaft machen wollte, entdeckte er, dass in seinem Briefkasten ein dicker gefütterter brauner Umschlag steckte. Er hatte keinen Poststempel und war auch nicht frankiert. Seine Adresse stand auch nicht darauf, ebenso wenig wie ein Absender. Nur vorn in die Mitte hatte jemand mit kleinen, eckigen
Zeichen ?Tengo? geschrieben. Es sah aus wie mit einem Nagel in trockenen Ton geritzt. Zeichen, die ganz sicher von Fukaeri stammten. Als er den Umschlag aufriss, fand er darin eine gesch?ftsm??ig wirkende TDK-Kassette von sechzig Minuten Laufzeit. Weder ein Brief noch eine Notiz lagen bei. Es gab auch keine Hülle, und die Kassette hatte keinen Aufkleber.
Tengo z?gerte, beschloss aber dann, seinen Einkauf zu verschieben, in seine Wohnung zurückzukehren und sich die Kassette anzuh?ren. Er hielt sie gegen das Licht und drehte sie mehrmals um. Ungeachtet ihres geheimnisvollen Aussehens war sie allem Anschein nach ein ganz gew?hnliches Massenprodukt. Sie sah auch nicht aus, als würde sie explodieren, wenn man sie abspielte.
Er zog seinen Regenmantel aus, stellte seinen
Kassettenrekorder auf den Küchentisch und legte die Kassette ein. Um sich n?tigenfalls Notizen machen zu k?nnen, legte er Kugelschreiber und Papier bereit. Nachdem er sich umgeschaut und vergewissert hatte, dass niemand sonst anwesend war, drückte er die
Wiedergabetaste.
Am Anfang war gar nichts zu h?ren. Die Stille dauerte eine Weile an. Als er schon fast annahm, dass die Kassette defekt sei, ert?nte pl?tzlich ein Rumpeln im Hintergrund. Als würde ein Stuhl über den Boden gezogen werden. Ein leises R?uspern (oder so etwas ?hnliches) ert?nte. Dann begann auf einmal Fukaeri zu sprechen.
?Lieber Tengo?, sagte sie, wie um die Aufnahme zu testen. Soweit er sich erinnerte, war es das erste Mal, dass sie ihn bei seinem Namen ansprach.
Sie r?usperte sich noch einmal. Vielleicht war sie aufgeregt.
Ein Brief w?re vielleicht besser, aber weil ich das nicht so kann, spreche ich auf Kassette. So f?llt es mir leichter zu sprechen als am Telefon. Ich wei? nicht, ob das Telefon abgeh?rt wird. Moment, ich trinke einen Schluck Wasser.
Es war zu h?ren, wie Fukaeri nach einem Glas griff, einen
Schluck nahm und es (wahrscheinlich) wieder auf den
Tisch stellte. Ihre besondere Art, ohne Betonung,
Fragezeichen und Punkte zu sprechen, erweckte auf der Kassette einen noch ungew?hnlicheren Eindruck als im Gespr?ch. Man konnte ihn fast als unwirklich bezeichnen. Allerdings sprach sie auf der Kassette im Gegensatz zum direkten Gespr?ch mehrere S?tze hintereinander.
Ich habe geh?rt, Sie wissen nicht, wo ich bin. Vielleicht machen Sie sich Sorgen. Aber es ist alles in Ordnung. Wo ich jetzt bin, ist es nicht gef?hrlich. Das wollte ich Ihnen mitteilen. Eigentlich dürfte ich das gar nicht, aber ich dachte, es w?re besser, es Ihnen zu sagen.
(Zehn Sekunden Schweigen)
Sie haben mir gesagt, ich dürfte es keinem verraten. Dass ich hier bin. Der Sensei hat mich bei der Polizei als vermisst gemeldet. Aber die Polizei unternimmt nichts. Dass ein Kind von zu Hause wegl?uft, ist nichts Ungew?hnliches. Deshalb werde ich eine Weile hierbleiben.
(Fünfzehn Sekunden Schweigen)
Ich bin weit fort, und solange ich nicht drau?en herumlaufe, wird mich niemand finden. Es ist sehr weit. Azami bringt Ihnen diese Kassette vorbei. Es w?re nicht gut, sie mit der Post zu schicken. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Einen Moment. Ich probiere, ob es aufgenommen hat.
(Ein Knacken. Kurze Pause. Der Ton war wieder da.) Alles in Ordnung, es nimmt auf.
(Aus der Ferne ert?nten Kinderstimmen. Und leise Musik. Wahrscheinlich Ger?usche, die durch ein ge?ffnetes
Fenster drangen. Vielleicht gab es in der N?he einen Kindergarten.)
Vielen Dank, dass ich neulich bei Ihnen übernachten durfte. Das musste sein. Sie kennenzulernen musste auch sein. Vielen Dank, dass Sie mir vorgelesen haben. Ich denke noch oft an die Giljaken. Warum gehen sie nicht auf den breiten Wegen und stattdessen durch den Morast.
(Tengo fügte danach sachte ein Fragezeichen ein.)
Auch wenn die Wege praktischer sind, f?llt es den Giljaken leichter, abseits davon durch den Morast zu gehen. Auf Wegen müssen sie ganz anders gehen, ihren Gang anpassen. Wenn sie ihren Gang anpassen, müssen sie auch andere Dinge anpassen. Ich k?nnte nicht leben wie die Giljaken. Es ist ekelhaft, immer von M?nnern geschlagen zu werden. Der Schmutz, in dem sie leben, ist auch ekelhaft. Aber ich mag es auch nicht, auf breiten Wegen zu gehen. Ich trinke noch mal Wasser.
Fukaeri trank wieder. Nach einer Pause wurde das Glas mit einem Klacken auf den Tisch zurückgestellt. Dann wischte sie sich mit den Fingern den Mund ab. Ob sie nicht wusste, dass es eine Taste gab, mit der man die Aufnahme anhalten konnte?
Vielleicht gibt es jetzt Probleme, weil ich nicht da bin. Aber ich wollte nie Schriftstellerin werden und habe auch nicht die Absicht, noch etwas zu schreiben. Ich habe Azami gebeten, etwas über die Giljaken herauszufinden. Azami ist in die Bibliothek gegangen und hat nachgeschaut. Die Giljaken leben auf Sachalin und haben wie die Ainu und die amerikanischen Indianer keine Schrift. Sie hinterlassen keine Aufzeichnungen. Wie ich. Was aufgeschrieben wird, sind nicht mehr meine Worte. Sie haben sie sch?n in Schrift verwandelt. Niemand h?tte das so gut gekonnt wie
Sie. Es ist blo? nicht mehr meine Geschichte. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Sie k?nnen nichts dafür. Denn ich bin nur abseits der breiten Wege gegangen.
Hier machte Fukaeri wieder eine Pause. Tengo stellte sich bildlich vor, wie das junge M?dchen allein und stumm abseits der breiten Wege wanderte.
Der Sensei besitzt gro?e Kraft und tiefe Weisheit. Aber auch die Little People haben gro?e Kraft und tiefe Weisheit. Im Wald muss man aufpassen. Im Wald sind n?mlich die Little People. Damit die Little People einem nicht schaden, muss man etwas finden, das sie nicht haben. Dann kann man sicher durch den Wald gelangen.
Fukaeri hatte all das fast in einem Atemzug gesagt und holte tief Luft. Da sie es tat, ohne ihr Gesicht vom Mikrofon zurückzuziehen, h?rte es sich an wie das Brausen des Windes, der zwischen zwei Hochh?usern hindurchf?hrt. Als es verklang, h?rte Tengo das Hupen eines Lastwagens.
Es war der tiefe nebelhornartige Klang eines sehr gro?en Lasters. Zweimal kurz. Ihr Aufenthaltsort schien sich nicht weit von einer Hauptstra?e zu befinden.
(R?uspern) Ich bin heiser. Danke, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Danke, dass Ihnen die Form meines Busens gef?llt und dass ich in Ihrer Wohnung schlafen durfte und Sie mir Ihren Schlafanzug geliehen haben. Wahrscheinlich k?nnen wir uns eine Weile nicht sehen. Vielleicht hat es die Little People ge?rgert, dass über sie geschrieben wurde. Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich kenne mich aus im Wald. Bis dann.
An dieser Stelle knackte es, und die Aufnahme war beendet.
Tengo drückte die Stopptaste und spulte dann wieder an den Anfang zurück. Den von den Dachtraufen fallenden Regentropfen lauschend, atmete er mehrmals tief ein und aus und drehte dabei seinen Kugelschreiber zwischen den Fingern. Dann legte er ihn auf den Tisch. Am Ende hatte er keine einzige Notiz gemacht. Nur reglos Fukaeris eigentümlicher Stimme zugeh?rt. Auch wenn er nichts notiert hatte, war der Inhalt ihrer Botschaft eindeutig:
1. Sie war nicht entführt worden, sondern hielt sich für eine Weile irgendwo versteckt. Es gab keinen Grund zur Sorge.
2. Sie hatte nicht die Absicht, noch ein Buch zu ver?ffentlichen. Was sie zu erz?hlen hatte, eignete sich nicht dazu, diktiert und verschriftlicht zu werden.
3. Die Little People besa?en ebenso viel Weisheit und Kraft wie Professor Ebisuno. Man musste sich vorsehen.
Das waren die drei Punkte, die sie ihm mitteilen wollte. Das andere betraf die Giljaken. Eine Gruppe von Menschen, die abseits der breiten Wege wanderten.
Tengo ging in die Küche und machte sich Kaffee. W?hrend er ihn trank, starrte er ratlos die Kassette an. Dann spielte er sie noch einmal ab. Diesmal drückte er sicherheitshalber hin und wieder die Pausentaste und notierte die wichtigsten Punkte. Schlie?lich überflog er das Mitgeschriebene. Es bot keine neuen Aufschlüsse.
Hatte Fukaeri sich zuerst ein paar kurze Notizen gemacht, anhand derer sie dann gesprochen hatte? Tengo glaubte es nicht. Dazu war sie nicht der Typ. Zweifellos hatte sie in Echtzeit in das Mikrofon gesprochen, wie es ihr gerade einfiel (sie hatte ja nicht einmal die Pausentaste gedrückt).
Wo sie wohl war? Die Hintergrundger?usche auf dem Band lieferten nicht viele Anhaltspunkte. In der Ferne wurde eine Tür geschlossen. Kinderstimmen, die durch ein offenes Fenster zu kommen schienen. Ein Kindergarten? Das Hupen eines gro?en Lastwagens. Zumindest lag der Ort, an dem Fukaeri sich befand, anscheinend nicht im tiefsten Wald. Er konnte sich vorstellen, dass es irgendwo in der Stadt war. Aufgenommen vielleicht am sp?ten Vormittag oder frühen Nachmittag. Das Schlie?en der Tür deutete darauf hin, dass sie nicht allein war.
Eines stand fest: Fukaeri hielt sich aus freien Stücken verborgen. Das war kein Band, das unter Zwang aufgenommen worden war. Man h?rte es an ihrer Stimme und ihrer Art zu reden. Obwohl sie am Anfang ein wenig aufgeregt wirkte, schien sie doch frei ins Mikrofon zu sprechen, was ihr in den Sinn kam.
DER SENSEI BESITZT GROSSE KRAFT UND TIEFE
WEISHEIT. ABER AUCH DIE LITTLE PEOPLE HABEN
GROSSE KRAFT UND TIEFE WEISHEIT. IM WALD MUSS
MAN AUFPASSEN. IM WALD SIND N?MLICH DIE
LITTLE PEOPLE. DAMIT DIE LITTLE PEOPLE EINEM NICHT SCHADEN, MUSS MAN ETWAS FINDEN, DAS SIE NICHT HABEN. DANN KANN MAN SICHER DURCH DEN WALD GELANGEN.
Tengo hatte diesen Teil noch einmal abgespielt. Fukaeri hatte den Abschnitt ziemlich schnell gesprochen. Die Pausen zwischen den S?tzen waren kurz. Die Little People waren offenbar Wesen, die die M?glichkeit besa?en, Tengo oder auch dem Sensei zu schaden. Aber Fukaeris Tonfall war nicht zu entnehmen, dass die Little People b?se waren. Eher hatte er das Gefühl, dass sie neutral waren und sich so oder so verhalten konnten. Noch eine Stelle beunruhigte Tengo.
VIELLEICHT HAT ES DIE LITTLE PEOPLE GE?RGERT, DASS üBER SIE GESCHRIEBEN WURDE.
Wenn die Little People wirklich ver?rgert waren, dann ganz bestimmt auch über ihn. Denn schlie?lich war er derjenige, der die Kunde von ihrer Existenz in gedruckter Form in aller Welt verbreitet hatte. Sicherlich würden sie es nicht gelten lassen, wenn er erkl?rte, dass es kein b?ser Wille gewesen sei.
Welchen Schaden die Little People einem Menschen wohl zufügen konnten? Doch woher sollte Tengo das wissen? Er spulte die Kassette zurück, steckte sie in den Umschlag und legte ihn in eine Schublade. Dann zog er seinen Regenmantel wieder an, setzte die Mütze auf und ging in den unaufh?rlichen Regen hinaus, um seine Eink?ufe zu machen.
Gegen neun Uhr an diesem Abend rief Komatsu an. Auch diesmal wusste Tengo schon bevor er den H?rer abhob, dass es Komatsu war. Er hatte im Bett gelegen und gelesen. Nachdem es dreimal geklingelt hatte, stand er langsam auf, hob ab und setzte sich an den Küchentisch.
?Hallo, Tengo?, sagte Komatsu. ?Kippst du dir gerade einen hinter die Binde??
?Nein, ich bin nüchtern.?
?Wenn du das h?rst, wirst du vielleicht einen Schluck brauchen?, sagte Komatsu.
?Bestimmt eine lustige Geschichte, was??
?Wie man’s nimmt. So lustig nun auch wieder nicht. Vielleicht ist sie ein bisschen paradox und ein bisschen komisch.?
?Wie die Erz?hlungen von Tschechow.?
?Genau?, sagte Komatsu. ?Wie bei Tschechow. Du sagst es. Du triffst mit deinen Formulierungen immer den Nagel auf den Kopf.?
Tengo schwieg. Komatsu fuhr fort.
?Die Sache wird immer ungemütlicher. Der Professor hat jetzt die Vermisstenanzeige aufgegeben, und die Polizei fahndet nach Eri. Aber da es keine L?segeldforderung gibt, nehmen sie die Sache nicht ganz so ernst. Wenn Eri etwas zust??t, w?ren sie allerdings blamiert, das ist klar. Die Medien sind nicht so leicht in Schach zu halten. Vor meinem Haus schnüffeln st?ndig Reporter herum. Ich bleibe natürlich dabei, dass ich nichts wei?. Aber ich brauche sowieso nichts zu sagen. Sie sind schon dabei, die Beziehung zwischen Fukaeri und Professor Ebisuno und die Geschichte von ihren Eltern, die Revolution?re waren, auszugraben. So was muss ja irgendwann rauskommen. Die Schlimmsten sind die Illustrierten. Die freien
Schreiberlinge und Journalisten str?men in Scharen herbei, wie Haie, die Blut geleckt haben. Und wenn die einmal zugebissen haben, lassen sie nicht mehr locker. Sie leben ja davon. Privatsph?re, Zurückhaltung oder so was kümmert die einen Dreck. Sie schreiben zwar, aber aus ganz anderen Gründen als ruhige, literarisch interessierte junge Leute wie du, Tengo.?
?Vielleicht sollte ich mich auch lieber in Acht nehmen??
?Genau. Halte dich lieber bereit, in Deckung zu gehen. Man kann nie wissen, was die ausgraben.?
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