解放军文职招聘考试Der Mann
Der Mann verstummte pl?tzlich. Er hatte den Faden seiner Litanei verloren.
Tengo fuhr fort. ?Ich bin es leid, mein Leben damit zu verbringen, jemanden abzulehnen, zu hassen oder zu verfluchen. Und ich bin es leid, niemanden lieben zu k?nnen. Ich habe keinen einzigen Freund. Nicht einen einzigen. Ich kann ja nicht einmal mich selbst lieben. Warum kann ich das nicht? Weil ich auch niemand anderen lieben kann. Ein Mensch lernt, sich selbst zu lieben, indem er geliebt wird und wiederliebt. Verstehst du, was ich sage? Wer sich selbst nicht liebt, kann auch niemand anderen lieben. Nein, ich will dir nicht die Schuld dafür geben. Wenn man es sich genau überlegt, bist du ja selbst ein Opfer. Wahrscheinlich wei?t auch du nicht, wie man sich selbst liebt. Oder??
Der Vater hüllte sich weiter in Schweigen. Seine Lippen blieben fest verschlossen. An seiner Miene war nicht zu erkennen, wie viel er von Tengos Rede verstanden hatte. Tengo verstummte und sank in seinen Stuhl. Durch das ge?ffnete Fenster wehte der Wind ins Zimmer. Er bl?hte die von der Sonne gebleichten Vorh?nge und bewegte die kleinen gelben Blüten der Topfpflanze. Schlie?lich wehte er die Tür auf und zog hinaus in den Flur. Der Geruch des Meeres war st?rker als vorher, und in das Zirpen der Zikaden mischte sich das weiche Rauschen, mit dem die Nadeln der Kiefern einander berührten.
?Ich habe eine Vision?, sprach Tengo mit ruhiger Stimme weiter. ?Seit langem sehe ich immer wieder die gleiche Szene vor mir. Ich halte sie nicht für Einbildung, sondern für eine authentische Erinnerung. Ich bin anderthalb Jahre alt, und meine Mutter ist bei mir. Sie und ein junger Mann liegen sich in den Armen. Und dieser Mann bist nicht du. Wer es ist, wei? ich nicht. Nur, dass du es nicht bist. Es ist, als h?tte diese Szene sich fest in meine Lider eingebrannt, und ich kann sie nicht loswerden. Warum, wei? ich nicht.?
Der Vater sagte nichts. Doch seine Augen sahen eindeutig etwas anderes, etwas, das nicht da war. Keiner von beiden sprach. Tengo lauschte dem Rauschen des Windes, das pl?tzlich lauter geworden war. Er wusste nicht, ob sein Vater es h?rte.
?Würden Sie mir etwas vorlesen??, fragte dieser nach langem Schweigen h?flich. ?Mir tun die Augen weh, deshalb kann ich nicht lesen. Ich kann der Schrift nicht lange folgen. Dort in dem Regal stehen Bücher. Bitte, w?hlen Sie aus, was Sie m?chten.?
Resigniert stand Tengo auf und überflog die Rücken der B?nde. Etwa zur H?lfte handelte es sich um historische
Romane. Unter anderem standen dort s?mtliche B?nde von Daibosatsu toge – ?Der Pass des Gro?en Bodhisattva? –, einer endlos langen Samuraigeschichte über das Ende des Shogunats. Tengo verspürte nicht die geringste Lust, seinem Vater aus diesen alten Schinken in antiquierter Sprache vorzulesen.
?Wenn es dir recht ist, würde ich dir gern die Geschichte von der Stadt der Katzen vorlesen?, sagte Tengo. ?Aus einem Buch, das ich mitgebracht habe.?
?Stadt der Katzen?, sagte sein Vater. Er schien über den Titel nachzudenken. ?Ja, bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht.?
Tengo schaute auf die Uhr. ?Nein, das macht mir nicht aus. Ich habe noch Zeit, bis mein Zug f?hrt. Ob sie dir gef?llt, wei? ich nicht, sie ist ziemlich sonderbar.?
Tengo zog das Buch aus seiner Tasche und begann zu lesen. Sein Vater sa? in seinem Stuhl am Fenster und h?rte zu, ohne seine Haltung einmal zu ver?ndern. Tengo las langsam und mit gut verst?ndlicher Stimme. Sooft er eine kurze Atempause machte, sah er seinem Vater ins Gesicht, konnte aber keine Reaktion entdecken. Er h?tte auch nicht sagen k?nnen, ob seinem Vater die Geschichte gefiel oder nicht. Als er zu Ende gelesen hatte, sa? der Vater reglos und mit geschlossenen Augen da. Es sah aus, als sei er eingeschlafen. Aber so war es nicht, er war nur tief in die Welt der Geschichte eingetaucht. Und es dauerte eine Weile, bis er wieder zu sich kam. Tengo wartete geduldig. Das nachmitt?gliche Licht wurde allm?hlich schw?cher, und die D?mmerung senkte sich über die Landschaft. Noch immer bewegte der Wind vom Meer die ?ste der Kiefern. ?Gibt es diese Stadt der Katzen auch im Fernsehen??, fragte sein Vater als Erstes. Wahrscheinlich aus beruflichem Interesse.
?Die Geschichte wurde in den drei?iger Jahren in Deutschland geschrieben, zu der Zeit war Fernsehen noch nicht verbreitet. Aber Radio gab es.?
?Ich war damals in der Mandschurei, da hatten wir kein Radio. Auch keinen Rundfunksender. Zeitungen gab es ganz selten, h?chstens mal welche, die zwei Wochen alt waren. Nicht einmal zu essen hatten wir genug, Frauen auch nicht. Manchmal kamen W?lfe. Es war wie am Ende der Welt.?
Sein Vater schwieg eine Weile, er schien über etwas nachzudenken. Vielleicht erinnerte er sich an das harte Leben, das er in seiner Jugend als Pionier in der Mandschurei geführt hatte. Doch die Erinnerung schien sofort wieder zu verschwimmen und vom Nichts verschluckt zu werden. Tengo konnte diese Regungen am Gesicht seines Vaters ablesen.
?Ob die Katzen die Stadt gebaut haben? Oder Menschen? Und die Katzen haben sich sp?ter dort niedergelassen??, fragte der Vater zur Fensterscheibe gewandt, als würde er mit sich selbst sprechen. Aber wahrscheinlich war die Frage an Tengo gerichtet.
?Ich wei? es nicht?, sagte Tengo. ?Aber auf mich macht es den Eindruck, als w?re sie vor langer Zeit von Menschen gebaut worden, die aus irgendeinem Grund verschwunden sind. Sie k?nnten zum Beispiel an einer Seuche gestorben sein oder so was. Und dann haben sich die Katzen dort niedergelassen.?
Der Vater nickte. ?Sobald ein Vakuum entsteht, muss man es füllen. Alle machen das.?
?Alle??
?Genau?, best?tigte der Vater.
?Und welches Vakuum füllst du??
Der Vater runzelte die Stirn. Seine starken h?ngenden Brauen verdeckten dabei fast seine Augen. ?Wei?t du das nicht??, sagte er in leicht ver?chtlichem Ton.
?Ich wei? es nicht?, sagte Tengo.
Der Vater bl?hte die Nasenflügel und zog die Augenbrauen leicht in die H?he. Diesen Ausdruck hatte er schon früher angenommen, wenn er etwas missbilligte. ?Was einer nicht versteht, braucht man ihm auch nicht zu erkl?ren, denn er wird es sowieso nicht verstehen, egal wie ausführlich man es erkl?rt. Was man ohne Erkl?rung nicht versteht, versteht man auch nicht mit.?
Tengo versuchte in der Miene seines Vaters zu lesen. Er hatte früher nie in solch seltsamen Andeutungen gesprochen, sich stets nur sehr konkret ge?u?ert und alles sehr w?rtlich genommen. Es war sein unerschütterlicher Grundsatz gewesen, nur zu reden, wenn es n?tig war, und sich auch dann m?glichst kurz zu fassen. Aber seinem Vater war nichts zu anzusehen.
?Ich verstehe. Jedenfalls füllst du irgendeine Leere?, sagte Tengo. ?Und wer wird die Leere füllen, die du zurücklassen wirst??
?Du?, sagte der Vater schroff. Er hob den Zeigefinger und deutete energisch auf Tengo. ?Ist das nicht beschlossene Sache? Ich fülle die Leere, die jemand geschaffen hat. Und du füllst an meiner Stelle die Leere, die ich hinterlassen werde. Es geht der Reihe nach.?
?Wie die Katzen die menschenleere Stadt.?
?Ja. Verloren wie die Stadt?, sagte er und betrachtete versunken seinen ausgestreckten Zeigefinger, als sei er ein besonders eigenartiger Gegenstand, der dort nicht hingeh?rte.
?Verloren wie die Stadt?, wiederholte Tengo die Worte seines Vaters.
?Die Frau, die dich geboren hat, ist nirgendwo mehr.?
?Nirgendwo. Verloren wie die Stadt. Hei?t das, dass sie tot ist??
Der Vater antwortete nicht.
Tengo seufzte. ?Und wer ist mein Vater??
?Nichts als Leere. Deine Mutter hat sich mit der Leere vereinigt und dich geboren. Ich habe diese Leere gefüllt.?
Nach diesen Worten schloss der Vater die Augen und schwieg.
?Mit der Leere vereinigt??
?Ja.?
?Und du hast mich gro?gezogen. So war es, oder??
?Deshalb habe ich es wohl gesagt?, erwiderte der Vater, nachdem er sich einmal f?rmlich ger?uspert hatte. Als habe er einem unverst?ndigen Kind eine einfache Wahrheit gepredigt. ?Was einer ohne Erkl?rung nicht versteht, versteht er auch nicht, wenn man es ihm erkl?rt.? ?Ich bin also aus der Leere entstanden??, fragte Tengo.
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