解放军文职招聘考试Aomame stellte
Aomame stellte ihre Sporttasche ab, ging zum Fenster und ?ffnete den dicken schweren Vorhang, indem sie an einer Schnur zog. Auch die wei?e Spitzengardine dahinter ?ffnete sie einen Spalt. Das n?chtliche Tokio ergoss sein Licht in den Raum. Der illuminierte Tokyo Tower, die Lichter der Stadtautobahn, die Scheinwerfer der nicht abrei?enden Str?me von Autos und die Neonbeleuchtung hinter den Fenstern der Hochh?user erhellten nun das Hotelzimmer. Nicht sehr stark, aber gerade genug, um die Einrichtung unterscheiden zu k?nnen. Für Aomame war es ein vertrautes Licht voller Assoziationen. Das Licht der Welt, in die sie geh?rte. Aomame wurde wieder einmal klar, wie sehr sie es brauchte. Doch obwohl es so schwach war, schien es für die Augen des Mannes zu stark zu sein. Noch immer mit gekreuzten Beinen auf dem Bett sitzend, bedeckte er mit seinen gro?en H?nden schützend das Gesicht.
?Wird es so gehen??, fragte Aomame.
?Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen?, sagte der Mann.
?Soll ich den Vorhang wieder etwas zuziehen??
?Nein, so geht es. Ich habe ein Problem mit der Netzhaut. Es dauert eine Weile, bis ich mich an das Licht gew?hnt habe. Gleich wird alles normal. M?chten Sie sich nicht so lange dort hinsetzen??
Ein Problem mit der Netzhaut, wiederholte Aomame bei sich. Menschen mit Netzhauterkrankungen liefen meist Gefahr, ihr Augenlicht zu verlieren. Aber das ging sie nichts an. Das, was Aomame dem Mann nehmen musste, war mehr als sein Augenlicht.
W?hrend der Mann, das Gesicht in die H?nde gelegt, seine Augen an das eindringende Licht zu gew?hnen versuchte, sa? Aomame auf dem Sofa und beobachtete ihn. Nun war sie an der Reihe, ihr Gegenüber genau in Augenschein zu nehmen.
Er war ein gro?er Mann. Nicht fett. Nur gro?. Kr?ftig und breit gebaut, von imposanter Statur. Allem Anschein nach musste er sehr stark sein. Die alte Dame hatte sie ja schon darauf vorbereitet, dass es sich um einen gro?en Mann handelte, aber dass er so gro? war, hatte Aomame nicht geahnt. Aber es gab natürlich auch keinen Grund, weshalb das Oberhaupt einer Religionsgemeinschaft ein Riese sein sollte. Bei der Vorstellung, dass dieser riesige Mann zehnj?hrige M?dchen vergewaltigte, verzog sie unwillkürlich das Gesicht. Sie sah vor sich, wie der Mann sich nackt auszog und über den K?rper eines kleinen M?dchens herfiel. Es h?tte mit Sicherheit keinen Widerstand leisten k?nnen. Selbst für eine erwachsene Frau w?re das schwierig gewesen.
Der Mann trug eine Art dünne Jogginghose, die an den Kn?cheln von einem Gummizug zusammengehalten wurde, und ein lang?rmliges, weites Hemd aus einem leicht seidig schimmernden Stoff. Es war schlicht und von oben bis unten durchzukn?pfen. Die beiden obersten Kn?pfe standen offen. Hemd und Hose waren vermutlich wei? oder cremefarben. Es war kein Schlafanzug, aber die Art von Kleidung, in der man es sich zu Hause – oder in einem südlichen Land im Schatten eines Baumes – bequem machte. Die nackten Fü?e des Mannes schienen ebenfalls sehr gro? zu sein. Seine Schultern waren breit und massiv wie eine Mauer. Aomame vermutete, dass er ein erfahrener Kampfsportler war.
?Sch?n, dass Sie gekommen sind.? Der Mann hatte gewartet, bis Aomame ihn taxiert hatte.
?Das ist mein Beruf. Wenn es n?tig ist, komme ich überallhin?, sagte Aomame in abweisendem Ton. Dabei kam sie sich auf einmal vor wie eine Prostituierte, die in ein Hotel bestellt worden war. Vielleicht lag es auch daran, dass sie sich zuvor unter seinem durchdringenden Blick im Dunkeln so nackt gefühlt hatte.
?Inwieweit wissen Sie über mich Bescheid??, fragte der Mann, das Gesicht noch immer in den H?nden vergraben.
?Sie meinen, was ich über Sie wei???
?Ja.?
?Eigentlich fast nichts?, sagte Aomame vorsichtig. ?Ich wei? nicht einmal Ihren Namen. Nur dass Sie in Nagano oder Yamanashi einer Religionsgemeinschaft vorstehen und k?rperliche Beschwerden haben, denen ich vielleicht Abhilfe schaffen kann.?
Der Mann schüttelte mehrmals kurz den Kopf, nahm die H?nde vom Gesicht und wandte sich Aomame zu.
Er hatte langes volles Haar, das ihm glatt bis auf die Schultern hing und von vielen wei?en Str?hnen durchzogen war. Sein Alter musste zwischen Ende vierzig und Anfang fünfzig liegen. Das Gesicht wurde von einer stark ausgepr?gten Nase beherrscht. Eine vernünftige, wunderbar gerade Nase. Sie erinnerte an alpine Berge, wie man sie auf Kalenderfotos sehen konnte, und ragte ebenso würdevoll wie diese von einem breiten Ansatz auf. Wenn man dem Mann ins Gesicht sah, war sie es, die als Erstes ins
Auge sprang. Einen Kontrast dazu bildeten die tiefliegenden Augen, deren Blickrichtung schwer zu erkennen war. Insgesamt war das Gesicht gro? und massiv wie überhaupt die ganze Statur des Mannes. Er war glatt rasiert, und keine Narbe oder kein Leberfleck verunzierten die Haut. Die regelm??igen Züge strahlten Gelassenheit und Intelligenz aus. Aber es lag auch etwas Eigentümliches,
Ungew?hnliches darin, etwas, das nicht vertrauenerweckend war. Auf den ersten Blick mochte sein Gesicht sogar abschreckend wirken. Vielleicht war die Nase auch zu gro?, und dieser Mangel an Ausgewogenheit verunsicherte den Betrachter. Oder es lag an den Augen, von denen ein Licht ausging wie von einem urzeitlichen Gletscher und die Aomame ruhig in ihre Tiefe zogen. Oder es waren die schmalen Lippen, die einen grausamen Zug hatten und aus denen Unvorhersehbares hervorzudr?ngen drohte.
?Was noch??, fragte der Mann.
?Sonst eigentlich nichts. Man hat mir lediglich gesagt, ich solle ein Muskelstretching vorbereiten und mich in diesem Hotel einfinden. Muskeln und Sehnen sind mein
Spezialgebiet. Ich muss nichts über die Person und die Stellung des Betreffenden wissen.?
Wie eine Prostituierte, dachte Aomame.
?Ich verstehe, was Sie meinen?, sagte der Mann mit tiefer Stimme. ?Aber in meinem Fall ist doch eine Art Erkl?rung angebracht.?
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